Matthias Erntges
Vera Lossau
Text aus: 63.Bergische Kunstausstellung, Museum Baden, Solingen, 2009, Ausstellungskatalog
Es ist der Moment oder der gewollte Prozess des Umwandelns gegebener Situationen aus der Zerstörung und
der Vergänglichkeit hin zu einer positiven Weiterentwicklung und Auflösung, der im Zentrum des inneren
Ringens und der künstlerischen Sprache von Vera Lossau steht. Dieser Augenblick der Magie des Wandels aus
einer Katastrophe, einer ausweglosen Situation, einem Nichts heraus lässt verstehen, was Vera Lossau für sich
„konstruktiven Nihilismus“ nennt.
In der Arbeit „Mille Fleur“ extrahiert sie aus Blumenstilleben alter Meister einzelne Blüten heraus, setzt die
singulären gemalten Blumenbilder auf einen tiefen dunklen Hintergrund und arrangiert diese Papierarbeiten in
einer geometrischen seriellen Ordnung. Es entsteht eine je nach Raumverhältnissen im Ganzen quadratische
oder in anderer formaler Strenge komponierte Wandarbeit, eine an die Reduktion des Kasimir Malewitsch
angelehnte Ordnung als Gegenpart zur Natur.
Nicht zufällig ist die Assoziation zu den im frühen 18. Jahrhundert entstandenen „pinturas negras“ von Francisco
de Goya. In Anlehnung an diese „schwarzen Bilder“ finden wir bei Vera Lossau die Blüten auf schwarzem
Hintergrund. In der Psychologie findet Schwarz eine Deutung als Ausdruck des Verzichts. Die in der
Kunstgeschichte bis zum Schwarz gesteigerte Dunkelfarbigkeit als geheimnisvolle, melancholisch beladene
existenzialistische „Farbe“ lässt nichts mehr erkennen als sich selbst und mag etwas verbergen, das offen zu
legen ist.
Blumen, auch wenn wir im Alltag nicht dazu neigen diese in einem derart düsteren Kontext wahrzunehmen,
waren seit der Renaissance auch ein Sinnbild der Vergänglichkeit des schönen Scheins. Mit Blumen verbinden
wir gerne Eindrücke von Schönheit, Zartheit und einem lieblichen Duft. Aber die Zartheit ist auch ein Merkmal
von Fragilität. Der angenehme Duft ist flüchtig, meist nur für einen Moment wahrnehmbar, und die Blumen
verwelken.
Auch wenn sich Vera Lossau mit der Kunstgeschichte auseinandersetzt, bleibt es nicht bei bloßen Zitaten. So
lassen sich manche Arbeiten als neu inszenierte Vanitas-Stilleben, die eine Weiterentwicklung ins Produktive
erfahren verstehen. Motive, dekorative Details oder Stimmungscharaktere aus Kunstgeschichte und Architektur,
werden aufgegriffen, jedoch wachsen sie nach Prozessen von Zerlegung und Zerstörung zu neuen Kontexten.
Das durchaus ernsthafte Spielen mit Materialien bringt Absurditäten oder zumindest Widersprüchlichkeiten
unserer Existenz und ihrer Sinnfragen zum Vorschein. Eine als ordnender Gebrauchsgegenstand dienliche
Harke wird zu einem ihrer Funktionalität enthobenen edel anmutenden erstarrten Objekt, an die Wand gelehnt,
fast auffordernd, sie in die Hand zu nehmen und mit der Arbeit zu beginnen. Aber auch da lauert die Gefahr, die
wir aus Slapstick Szenen kennen, denn die Zinken zeigen nach oben, und ein Tritt auf die Harke hätte die
bekannte verletzende Wirkung.
In einer anderen Arbeit werden aus zerplatzten Autoreifen als realen Relikten zerstörerischer Unfälle polierte
Bronzeabgüsse von edler Schönheit – Reliquien der Vergänglichkeit unserer sehr flüchtigen Existenz.
Ringens und der künstlerischen Sprache von Vera Lossau steht. Dieser Augenblick der Magie des Wandels aus
einer Katastrophe, einer ausweglosen Situation, einem Nichts heraus lässt verstehen, was Vera Lossau für sich
„konstruktiven Nihilismus“ nennt.
In der Arbeit „Mille Fleur“ extrahiert sie aus Blumenstilleben alter Meister einzelne Blüten heraus, setzt die
singulären gemalten Blumenbilder auf einen tiefen dunklen Hintergrund und arrangiert diese Papierarbeiten in
einer geometrischen seriellen Ordnung. Es entsteht eine je nach Raumverhältnissen im Ganzen quadratische
oder in anderer formaler Strenge komponierte Wandarbeit, eine an die Reduktion des Kasimir Malewitsch
angelehnte Ordnung als Gegenpart zur Natur.
Nicht zufällig ist die Assoziation zu den im frühen 18. Jahrhundert entstandenen „pinturas negras“ von Francisco
de Goya. In Anlehnung an diese „schwarzen Bilder“ finden wir bei Vera Lossau die Blüten auf schwarzem
Hintergrund. In der Psychologie findet Schwarz eine Deutung als Ausdruck des Verzichts. Die in der
Kunstgeschichte bis zum Schwarz gesteigerte Dunkelfarbigkeit als geheimnisvolle, melancholisch beladene
existenzialistische „Farbe“ lässt nichts mehr erkennen als sich selbst und mag etwas verbergen, das offen zu
legen ist.
Blumen, auch wenn wir im Alltag nicht dazu neigen diese in einem derart düsteren Kontext wahrzunehmen,
waren seit der Renaissance auch ein Sinnbild der Vergänglichkeit des schönen Scheins. Mit Blumen verbinden
wir gerne Eindrücke von Schönheit, Zartheit und einem lieblichen Duft. Aber die Zartheit ist auch ein Merkmal
von Fragilität. Der angenehme Duft ist flüchtig, meist nur für einen Moment wahrnehmbar, und die Blumen
verwelken.
Auch wenn sich Vera Lossau mit der Kunstgeschichte auseinandersetzt, bleibt es nicht bei bloßen Zitaten. So
lassen sich manche Arbeiten als neu inszenierte Vanitas-Stilleben, die eine Weiterentwicklung ins Produktive
erfahren verstehen. Motive, dekorative Details oder Stimmungscharaktere aus Kunstgeschichte und Architektur,
werden aufgegriffen, jedoch wachsen sie nach Prozessen von Zerlegung und Zerstörung zu neuen Kontexten.
Das durchaus ernsthafte Spielen mit Materialien bringt Absurditäten oder zumindest Widersprüchlichkeiten
unserer Existenz und ihrer Sinnfragen zum Vorschein. Eine als ordnender Gebrauchsgegenstand dienliche
Harke wird zu einem ihrer Funktionalität enthobenen edel anmutenden erstarrten Objekt, an die Wand gelehnt,
fast auffordernd, sie in die Hand zu nehmen und mit der Arbeit zu beginnen. Aber auch da lauert die Gefahr, die
wir aus Slapstick Szenen kennen, denn die Zinken zeigen nach oben, und ein Tritt auf die Harke hätte die
bekannte verletzende Wirkung.
In einer anderen Arbeit werden aus zerplatzten Autoreifen als realen Relikten zerstörerischer Unfälle polierte
Bronzeabgüsse von edler Schönheit – Reliquien der Vergänglichkeit unserer sehr flüchtigen Existenz.